In letzter Zeit scheint es wieder in Mode zu kommen, analog zu fotografieren. Ich hatte nie die Gelegenheit, in der Analogfotografie Erfahrung zu sammeln.
Von früher kenne ich noch diese alten, simplen Fotoapparate, meistens aus Plastik, die schreckliche Bilder machen konnten. Als kleiner Junge hat das völlig ausgereicht.
Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit meiner Mutter in das Fotogeschäft ging und fragte ob die Bilder schon fertig sind. Meistens wurde man dann enttäuscht und durfte später nochmal wiederkommen.
Sind die Bilder was geworden? Haben nicht alle Personen darauf gerade unvorteilhaft geschaut? Und was hatte ich fotografiert als der Film noch Restbilder hatte? Ich wollte den Film ja endlich abschließen und entwickeln lassen.
Die Fragen wurden erst aufgeklärt als man die Bilder einsehen durfte. Ich glaube dann konnte man sogar auswählen welche man mitnehmen wollte, das weiß ich nicht mehr so genau.
Auf jeden Fall war es alles eine schrecklich lange Zeit, bis man die Fotos vor die Augen bekam. Außerdem war es eine ewige Lauferei, das darf man auch nicht vergessen.
Wieso also in aller Welt, will man wieder analog fotografieren??
Das ist wohl der selbe Grund, wieso die Mode der letzten Generation wieder aktuell wird, wieso die alten Autos so beliebt sind und wieso man plötzlich wieder in schwarz&weiß fotografiert.
Es ist einfach stylisch.
Es ist in.
Es ist wieder aktuell, weil es früher mal super geil war und man die Zeit nicht missen möchte.
Also bin ich über meinen eigenen Schatten gesprungen und hab mir eine alte analoge Kamera gekauft, eine sehr massive Voigtländer Vitomatic 1a.
Die Voigtländer Vitomatic 1a
Eine tolle Kamera mit viel Stahl und Aluminium etwas Plastik und einer alten Mechanik.
Das Objektiv ist fest an der Kamera, aber das ist ok. Denn es ist ein Prontor 50mm f/2.8. Da bin ich ja mal auf das Bokeh gespannt.
Die Blende und die Belichtungszeiten stellt man über Drehringe auf dem Objektiv ein, den Fokus ebenfalls.
Das wird am Anfang wohl alles recht komisch, man muss die Belichtungseinstellungen abschätzen und die Entfernung zum Motiv ebenfalls. Vielleicht nehme ich erstmal meine digitale Spiegelreflex mit, um die Belichtungszeit ungefähr zu ermitteln.
Noch etwas peinliches zum Schluss?
Nachdem ich die Kamera gekauft hatte, bin ich erstmal zu Foto Sauter gelaufen und wollte einen Film kaufen. Nun kannte ich mich da nicht sonderlich aus. Dass die Filme unterschiedliche ISO Zahlen haben, war mir gewusst. Aber so eine große Auswahl hatte ich nicht erwartet. Die nette Dame wollte mir gleich noch die professionellen Filme im Labor zeigen, das war dann doch etwas zu viel.
Ich fragte nach Schwarz&Weiß Filmen, da gab es nur einen der in Farbe aufnimmt und den man nachträglich einfach in Schwarz&Weiß entwickelt. Die richtigen S&W Filme sind im Labor gelagert und müssen zum Entwickeln eingeschickt werden. Kompliziert!
Ich kaufte einen FujiFilm Superia ISO200 mit 36 Bildern.
Tja, und dann merkte ich, dass ich keine Ahnung habe wie ich das Ding nun in die Kamera einlege
Also schnell zum Support hingelaufen, der hat mir dann einen Crashkurs über analoge Kameras gegeben und den Film eingelegt. Das fand ich sehr freundlich, allerdings auch recht peinlich…
Die Generation von heute hat keine Ahnung mehr von der richtigen Fotografie, schrecklich.
Handy aus der Tasche gezogen, Bild gemacht. Bam!
Das Setup
Ich hab meine über alles geliebte Canon 1D Mark II aus dem Regal genommen, das 70-200mm f/4 draufgedreht, die polierte Voigtländer auf den Glastisch gestellt und erstmal die Einstellungen überprüft.
Als Hintergrund kam mein dunkel braunes Ledersofa zum Einsatz, zu dem genug Entfernung lag, damit nur die Farbe und nicht die Struktur zu erkennen war.
Der Glastisch sollte eine Spiegelung unter die Kamera zaubern und somit den Untergrund verbergen.
Leider habe ich keinen entfesselten Blitz, nur ein langes Blitzkabel. Das konnte ich in Verbindung mit dem Mindestabstand von 1,2 Meter des Teleobjektives leider nicht benutzen.
So blieb mir das helle Sonnenlicht, das durch meine Fenster fiel. Das Licht konnte ich durch ein großes weißes Kissen, schräg neben der Kamera, gezielt auf das Motiv lenken.
Meine Canon stand auf dem Stativ und fotografierte bei ISO200 mit Verschlusszeiten um die 1/80 Sekunden.
Damit ich beim Auslösen nicht die Kamera verwackelte, stellte ich 2 Sekunden Auslöseverzögerung ein. So konnte ich den Auslöser drücken und meine Hände wieder von der Kamera nehmen, bevor sie das Bild machte.
Fokussiert habe ich anfangs manuell, damit ich die Details richtig zur Geltung bringen kann. Dann entschied ich mich für die Automatik und festgelegte AF Punkte. Die 1D lässt den Fotografen aus 46 Autofokuspunkten auswählen, einer liegt sicherlich auf der gewünschten Stelle des Motives. Ich konnte keinen Unterschied in der Schärfe erkennen und war mit dem Ergebnis zufrieden.
SolcheProduktfotos sind gar nicht einfach, das Licht sollte an den richtigen Stellen sitzen und wichtige Details des Motives hervorheben. Meine Möglichkeiten waren hier allerdings recht beschränkt. Viele fotografieren so etwas in einer Whitebox für einen einheitlich weißen Hintergrund. Und benutzen mindestens zwei entfesselte Blitze um das Motiv richtig auszuleuchten.
Aber wozu das alles?? Mir gefallen die Bilder auch so
Euer Feedback ist gefragt
- Habt ihr Erfahrungen mit Analogfotografie gemacht?
- Besitzt ihr vielleicht sogar eine analoge Kamera und benutzt diese ab und zu?
- Was gefällt euch an der analogen Fotografie und wo seht ihr hauptsächlich die Vorteile der digitalen?
- Welche Filme benutzt ihr bevorzugt?
- Fotografiert ihr mit der analogen Kamera andere Motive?
- Lasst ihr euch wirklich mehr Zeit für die Bilder? (Komposition, Belichtung, …)
- Welche Kamera benutzt ihr meistens? Analog, oder digital?
- Und ganz wichtig, habt ihr Tipps für Neueinsteiger?

28 Kommentare
Alexander says:
Feb 27, 2014
Ich habe die gleiche Kamera, weiß aber leider nicht wie ich das Objektiv abkriege?
Bei den Altix und M42 Bajonetten ist es ja kein Ding, aber bei der weiß ich einfach
nicht wie ich es runter bekomme. Anhand der Objektivlänge des Skopar kann ich schon sehen
wo es zuende ist, aber ich sehe einfach keine Möglichkeit zum lösen.
Kannst Du mir da weiterhelfen?
Danke und Grüße
Alexander
Icke aus Berlin says:
Jun 20, 2012
Hallo, durch Zufall habe ich Deine Seite entdeckt. Ich habe 1980 einen richtigen Beruf erlernt: “Facharbeiter für Fotografie” (Abschlußarbeit: “Architekturfotografie unter Berücksichtigung stürzender Linien”). Das bedeutet, dass ich damals nur analog arbeiten konnte und von A-Z alle Teilschritte der Fotografie erlernen drfte. Von der Auswahl des Filmmaterials bis hin zu allen Laborteilschritten (Filmentwicklung und Vergrößerungen mit allen Tricks und Kniffen)unter Anleitung eines sehr erfahrenen Lehrmeisters in unserem Verlag. Ich kann nur sagen: Die Mühe und der Aufwand waren im Vergleich zu heute enorm. Aber die Spannung, gerade bei den Laborarbeiten war immer wieder faszinierend. Allein der “Duft” der benötigten Chemikalien. Aber viele Profis fotografieren auch heute noch analog, gerade im Mittel- oder Großformat. Ich hatte mal eine hölzerne Plattenkamera von 1923, produziert in Leipzig mit einem Gummituchverschluß, Format 18 x 24 cm. Da konntest du Kontaktabzüge mit einer natürlich unglaublichen Auflösung machen. Das ist echt spannend. Wenn Du mehr erfahren möchtest, melde Dich bei mir. Meine Sammlung historischer Fotoapparate und Zubehör ist mit weit über 100 Stücken ganz gut.
karl Heinz Schmitz says:
Nov 30, 2011
Freut mich sehr, dass auch die jungen Leute zur analogen Fotografie finden. Bin gerade dabei, eine Vitomatic 1 an Land zu ziehen. Neben meinen digitalen Canon’s werde ich denn in Zukunft vermehrt wieder analog “selbst fotografieren”. So wie früher mit Agfa Clack, Zeiss Contaflex Super, Mamiya C33. Grüsse !
Fred says:
Jun 15, 2011
Hallo Roman,
Voigtländer hat schon tolle Kameras gebaut! Ich selbst fotografiere mit einer Vitomatic IIa und einer IIb. Im Unterschied zu deiner Ia haben die noch einen eingebauten Entfernungsmesser.
Du schreibst, dass du die Belichtung schätzen musst. Tut es der Belichtungsmesser nicht mehr?
Das Objektiv ist übrigens ein Color Skopar. Prontor heißt der Verschluß. Unter
http://www.cameramanuals.org/voigtlander_pdf/voigtlander_vitomatic_iia.pdf
findest du eine englischsprachige Anleitung für die IIa, bis auf das Kapitel über den Entfernungsmesser gilt die aber auch für die Ia.
Grüße und viel Spaß mit der Vitomatic
Roman says:
Jun 15, 2011
Leider ist die Kamera mehr kaputt als brauchbar. Der Belichtungsmesser funktioniert nicht mehr und die Blende schließt nicht mehr richtig. Ist nun leider ein Fall für mein Fotoregal.
Aber eines Tages finde ich sicherlich noch eine die richtig funktioniert, dann freue ich mich über die Anleitung
Viele Grüße
Michael says:
Mai 7, 2011
Interessante Kamera. Kann nicht schaden, sich damit etwas genauer auseinander zusetzen.
Josef Max Hajda says:
Mai 5, 2011
ALSO, ich hab unser Kellermonster besucht und das sagte mir: Da liegt einen Canon T80 mit 35-70mm Objektiv rum.
Bastian Rühl says:
Mai 5, 2011
Wieder einmal eine sehr witzige Parallele, die ich entdecken darf. Gerade gestern habe ich die Pentax ME aus dem Schrank geholt und ein paar Bilder gemacht. Deine ist aber schöner, weil sie noch ein bisschen mehr “Retro” wirkt.
Ich ertappe mich übrigens immer wieder dabei, auf die Rückseite der Kamera zu schauen wenn ich abgedrückt habe, um das Ergebnis anzusehen. Man sieht aber nix.
Bin gespannt auf die fertig entwickelten Bilder und darauf wie viele bei dir überbelichtet sind. Bei meinem ersten Analog-Film waren’s fast alle…
Roman says:
Mai 5, 2011
Haha, so erging es mir auch die ganze Zeit. Total komisch, da fühlt man sich schon leicht bescheuert
Roman Harcke says:
Mai 4, 2011
Aber echt. Für deine bekommst locker noch 200€. Ist doch erstaunlich, die haben keinen wertverfall.
Und ehrlich gesagt, ist mir die Mamiya viel zu fett. Ich hab schon so ne dicke Kamera. Mich lacht gerade die Voigtländer Prominent, oder die Bessamatik an. Stehe als zweit Kamera eher auf etwas kleineres, handlicheres.
Romina Susanne says:
Mai 4, 2011
ich schau auch schon immer nach ner eigenen mamiya, aber spätestens bei den objektiven is dann schluss
Romina Susanne says:
Mai 4, 2011
krass, meine kleine is ja richtig wertvoll …
Roman Harcke says:
Mai 4, 2011
Solltest du definitiv öfters machen, Mira. Du siehst ja, damit bist wieder Top in Mode
Mira Kronast says:
Mai 4, 2011
seltenst – mit der von meinem Opa
Roman Harcke says:
Mai 4, 2011
Ziemlich cool. Beobachte mal einige in eBay. Hasselblad ebenfalls, sind aber irgendwie alle recht teuer…
Und deine Canon F1 übrigens auch. Krass, hätte ich gar nicht gedacht.
Romina Susanne says:
Mai 4, 2011
leider keine eigene, aber ich darf netterweise eine von meinem prof benutzen …
Roman Harcke says:
Mai 4, 2011
Hast du etwa eine??
Romina Susanne says:
Mai 4, 2011
aber richtig spaß macht das fotografieren dann mit der mamiya
Romina Susanne says:
Mai 4, 2011
erst nachteil, aber dann wenn man sie abholt isses jedes mal wie weihnachten
Roman Harcke says:
Mai 4, 2011
Juhuu und dann zusammen ins fotogeschäft und die Bilder abholen
Nicolas Harcke says:
Mai 4, 2011
coole sache =) dann können wir ja das nächste mal eine analogsession machen. die sieht fast so aus wie meine kontessa lk
Roman Harcke says:
Mai 4, 2011
Das ist auch wieder so ein Nachteil der analogen Kameras… Erst noch den Film voll fotografieren
Romina Susanne says:
Mai 4, 2011
der film is noch nicht voll, deswegen kann ich das noch nicht sagen … müssen halt mal wieder grillen, dann kriegen wir den auch voll
Roman Harcke says:
Mai 4, 2011
Deine F1 ist toll! Sind die Bilder eigentlich was geworden?
Also ich würde mich mal dafür interessieren, was da bei dir im Keller verstaubt
Josef Max Hajda says:
Mai 4, 2011
äh, da fällt mir ein, wir haben noch ein älteres modell analoge Spiegelreflex von Canon incl Objektiv im Keller liegen… Wenn jemand interesse hat, die wäre abzugeben
ich schau auch gerne mal nach, was es für eine ist…
Romina Susanne says:
Mai 4, 2011
naja, du kennst meine canon f1 ja
Josef Max Hajda says:
Mai 4, 2011
du solltest dazu gleich mal ne fragerunde aufmachen
aber um für mich zu sprechen, ich fotografiere ausschiließlich digital.
Philipp Hilpert says:
Mai 4, 2011
Analog liegt im Trend
machen viele.
Ich bleibe jedoch für den Moment noch beim Digitalen… wobei mich analoges mittelformat sehr reizen würde